Zwischenruf von Dr. Oliver Wolfrum, Geschäftsführer des Verbandes der Wellpappen-Industrie
In der Umweltdiskussion um Verpackungen hat der Begriff „Müll“ erstaunliche Langzeitkonjunktur – selbst wenn der deutsche Gesetzgeber dem Ablagern von Konsumresten in der Landschaft schon lange einen Riegel vorgeschoben hat. Seit den 90er Jahren gilt: Gebrauchte Verpackungen müssen recycelt oder thermisch verwertet werden. Mit dem Begriff Müll assoziiert wohl jeder die denkbar schlechtesten Eigenschaften von Reststoffen, die in Haushalt und Industrie anfallen. Obwohl die Deponien der Nachkriegszeit längst verschwunden oder begrünt sind, sehen einige immer noch Müllberge aufragen.
Aktualität bekommt der Müll-Begriff allerdings durch immer neue Funde von Plastikteilen in der Umwelt. Waren es anfangs noch ferne Regionen, aus denen Nachrichten von Umweltverschmutzung durch Kunststoff zu uns kamen, so häufen sich in letzter Zeit auch entsprechende Nachrichten aus Deutschland. Nach einer im März veröffentlichten Pilotstudie in fünf deutschen Bundesländern finden sich inzwischen kleine Plastikteile, sogenanntes Mikroplastik, flächendeckend auch in heimischen Gewässern. Als Verursacher dieses Phänomens gelten unter anderem Kunststoffverpackungen.
Wie dieses Material im Musterland der Getrenntsammlung von Abfällen in die Flüsse und Seen gelangt, ist immer öfter Thema der medialen Berichterstattung. Tatsächlich gelingt es offenbar nur schwer, eine verlässliche Verwertung gebrauchter Verpackungen aus Kunststoff sicherzustellen. Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft geht davon aus, dass bis zu 70 Prozent des Altplastiks nicht recycelt, sondern beispielsweise als so genannter Ersatzbrennstoff in der Zementindustrie verwertet wird. Fakt ist: Gerät Plastik in die Umwelt, braucht es viele Jahrzehnte, bis es sich vollständig zersetzt hat.
Gut gemeinte Vermeidungsansätze wie die in Mode gekommenen „Unverpackt“-Läden sind eher etwas für die Beruhigung des Umweltgewissens von Großstädtern als ein zukunftsfähiges Konzept. Und auch das politische Mantra des angeblich vorteilhaften Mehrweg-Prinzips bleibt Augenwischerei: Jede mehrfach verwendete Verpackung muss leer transportiert und gereinigt werden und produziert dabei Umweltbelastungen. Und auch Mehrweg-Plastikkisten, wie wir sie aus den Obst- und Gemüseabteilungen der Supermärkte kennen, sind während ihres Gebrauchs und am Ende ihres Produktlebens potentielle Quellen von Mikroplastik.
Wenn Unternehmen wie die holländische Supermarktkette Ekoplaza jetzt konsequenterweise ihren Kunden einen „plastikfreien“ Einkauf ermöglichen, dann nutzen sie neben neuartigen biologisch abbaubaren Folien vor allem papierbasierte Verpackungen aus Karton und Wellpappe. Die werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und letztlich vollständig recycelt. Eine Vermüllung der Natur ist mit Wellpappe nicht möglich. Anders als Kunststoffe ist Wellpappe komplett biologisch abbaubar. Für diese Kreislaufverpackungen gilt jedenfalls: Garantiert kein Müll.