13.07.2021

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Kreislaufkonzepte: starre Denkmuster fehl am Platz

Zwischenruf von Dr. Oliver Wolfrum, Geschäftsführer des Verbandes der Wellpappen-Industrie e.V.
Ohne Verpackungen läuft nichts in der Wirtschaft. Sie ermöglichen den sicheren Transport von Waren, sie helfen beim Verkaufen und sie informieren über Marken und Produkte. So unterschiedlich Größe, Gewicht und physikalische Eigenschaften des Packguts und die Belastungen während der Reise zum Empfänger sind, so vielfältig sind auch die Anforderungen an Material und Konstruktion der Verpackung. Im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit steht heute darüber hinaus auch die Frage, wie umweltverträglich Verpackungen sein können. Auf dem Weg zur optimalen Verpackung gilt es ein ganzes Bündel von Einflussfaktoren zu betrachten. Eine Standardlösung gibt es weder bei der Funktion noch bei der Umweltverträglichkeit.

 

In manchen umweltpolitischen Diskussionen sind starre Denkmuster anzutreffen, die Mehrwegverpackungen grundsätzliche ökologische Vorteile zuschreiben. Dies greift jedoch zu kurz. Je nach Anwendung können Verpackungen, die in einem geschlossenen Stoffkreislauf geführt werden, eine bessere Ökobilanz als die Mehrwegvarianten aufweisen. Solche Kreislaufverpackungen entsprechen dem gesellschaftlichen Wunsch nach Ressourcenschonung und Recycling im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft.

 

Im Bereich der Transportverpackungen und im Versandhandel kommen überwiegend Kartons und Schachteln aus Wellpappe zum Einsatz, die nach Gebrauch sowohl im gewerblichen Bereich als auch in den privaten Haushalten dem Altpapierrecycling zugeführt werden. Die Regalverpackung für Tütensuppen oder der Versandkarton sind nach ihrem Einsatz wertvoller Rohstoff für die Papierherstellung – auch für Wellpappenrohpapier. Im Durchschnitt über alle Sorten besteht Wellpappe in Deutschland zu 80 Prozent aus Recyclingmaterial.

 

Bei der Entscheidung, welche Verpackungslösung mehr Nachhaltigkeit verspricht, müssen die wesentlichen Einflussfaktoren berücksichtigt werden. So haben etwa vergleichende Untersuchungen der Umwelteinflüsse von Obststeigen ergeben, dass Wellpappe bei weiten Transportwegen eine bessere Ökobilanz aufweist, während Mehrweg auf kurzen Transportwegen und bei hohen Umlaufzahlen der verwendeten Kisten Vorteile bietet. Der logistische Aufwand für das Sammeln, Aufbereiten, den Rücktransport und die Reinigung von Mehrwegtransportbehältern und die damit verbundenen CO2-Emissionen durch Lkw-Fahrten relativieren oft ihren ökologischen Nutzen.

 

Der Einsatz von Mehrweg-Transportverpackungen sollte je nach Rahmenbedingungen differenziert betrachtet und mit Blick auf die jeweiligen Gegebenheiten abgewogen werden. Für Versandhändler, die vom Handy bis zum Gartenstuhl die unterschiedlichsten Produkte an Millionen von Empfängern liefern, ist die effiziente Nutzung der Ladeflächen ein wichtiger Faktor, um den eigenen ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten. Wellpappenverpackungen lassen sich passgenau für die entsprechenden Warensendungen herstellen. Ein Mehrwegsystem dagegen kann nur mit einigen wenigen Standardmaßen betrieben werden, was einen höheren Bedarf an Transportvolumen zur Folge hat. Auch das in der Regel höhere Gewicht schlägt beim Transport mit höheren Emissionen negativ zu Buche.

 

Dass bei der Suche nach der funktional und ökologisch optimalen Verpackung der Blick über den Tellerrand interessante Perspektiven eröffnen kann, zeigen Mehrweglösungen aus Wellpappe. In der Intralogistik, also dem Warenverkehr zwischen verschiedenen betrieblichen Bereichen, sind häufig mehrfach verwendbare Wellpappenverpackungen im Einsatz. Auch der klassische Umzugskarton zählt in diese Kategorie. Im Versandhandel ist bei der Wahl der richtigen Verpackung eine mögliche Retoure häufig mitberücksichtigt. Auch eine Verwendung für mehrfachen Versand ist eine Option, die Händler ihren Kunden bereits vereinzelt anbieten.

 

Mein Fazit: Es gibt viele Wege, um Ressourcen zu schonen und Müll zu vermeiden. Wellpappe ist mit ihrem breit akzeptierten Stoffkreislauf schon heute ein Erfolgsbeispiel.

 

Ein Foto von Dr. Oliver Wolfrum finden Sie hier.

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