Der Innovationspreis Wellpappe zeigt auf, wie es geht
Plastikfrei hat Konjunktur. Umweltschützer und Politiker fordern ebenso wie engagierte Verbraucher den Verzicht auf überflüssige Kunststoffverpackungen. Industrieunternehmen und Handelskonzerne sehen sich in der Pflicht und starten Initiativen wie Stop Oceans Plastics (STOP) oder die Alliance to End Plastic Waste (AEPW). Die Bundesumweltministerin legte einen „5-Punkte-Plan für weniger Plastik und mehr Recycling“ vor und traf sich jüngst zum Plastikgipfel mit Vertretern von Supermarktketten, Lebensmittelkonzernen, Umwelt- und Verbraucherverbänden, um über die Umsetzung des Plans zu sprechen. Im Fokus dieser Anstrengungen stehen vor allem Plastikverpackungen, die beim täglichen Konsum anfallen.
Dabei lohnt sich auch der Blick auf Waren, die nicht direkt für den Verbraucher produziert, sondern zu Maschinenbauern, Automobilherstellern oder in die Elektroindustrie transportiert werden. „Auch die Lieferketten im B2B-Bereich bieten Einsparpotenzial“, so Dr. Oliver Wolfrum, Geschäftsführer des Verbandes der Wellpappen-Industrie. „Bei Transport- und Versandverpackungen lassen sich viele Polsterkonstruktionen aus Kunststoff durch Wellpappenlösungen ersetzen.“ Wolfrum zufolge reichten die Mitglieder bei dem vom VDW ausgerichteten Innovationspreis Wellpappe im vergangenen Jahr zahlreiche Wettbewerbsbeiträge ein, die sich mit Kunststoffsubstitution befassen.
Vom Spiegel bis zum Autoteil
Zum Beispiel die Verpackung für verschiedene Pkw-Leuchten, die in der Leistungsgruppe Transportverpackungen mit dem dritten Platz ausgezeichnet wurde. Dabei nimmt ein dreiteiliges, vom Hersteller so genanntes „Swing-Polster“ die unterschiedlichen Leuchten auf und wird in die Faltkiste eingesetzt. Das Polster lässt sich den verschiedenen Formen und Dimensionen des Packguts entsprechend auffalten, um es optimal zu fixieren. Da dabei auf den Einsatz zusätzlicher Materialien wie Luftpolsterfolie verzichtet werden konnte, lobte die Jury „die konsequent einstoffliche Ausführung“ – sprich den ökologischen Vorteil. Schließlich besteht das Material Wellpappe aus nachwachsenden Rohstoffen, wird vollständig recycelt und ist biologisch abbaubar.
Expandierter Polystyrol-Hartschaum, kurz EPS, wird nicht nur zur Dämmung von Häusern verwendet, sondern auch als Kantenschutz beim Warentransport. Nicht immer erfolgreich: Ein Versender von Spiegeln beklagte bei der Kombination aus Holzkiste und EPS-Polstern eine Reklamationsrate von 30 Prozent. Die clevere Alternative aus der Wellpappenindustrie besteht aus einem kreuzförmig ausgestanzten Wellpappenzuschnitt, der den Spiegel aufnimmt und die an den Spiegelseiten aufgesteckten Wellpappenpolster nach dem Umschlagen fixiert. Im Ergebnis erreicht der Versender mit dieser Lösung eine deutlich reduzierte Schadensquote und den völligen Verzicht auf Plastik.
Auch richtig schwere Transportgüter kommen gut in Wellpappe an. Die „Active Power Unit“ beispielsweise ist ein 36 Kilogramm schweres Elektroniksteuergerät und wird durch die Versandkiste aus Doppelwelle und einem einfachen Innenpolster aus demselben Material optimal geschützt. Diese Konstruktion ersetzt eine deutlich schwerere Holzkiste mit Styroporeinlagen. Ein weiterer Beitrag zum Innovationspreis Wellpappe ist die Verpackung „Mando TET“, mit der Kugelgewindeteile in 100 Prozent Wellpappe verpackt transportiert werden. Üblicherweise werden derartige Bauteile in Innenkonstruktionen aus Kunststoff verschickt.
VDW-Geschäftsführer Wolfrum rät allen Versendern, bei Polsterkonstruktionen aus Kunststoff für den Warentransport zwischen Industrieunternehmen alternative Lösungen aus Wellpappe zu erwägen. „Der Nutzen von Einstoffverpackungen für die Umwelt ist unstrittig und der Beitrag zur Nachhaltigkeit überzeugend“, so Wolfrum.
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