28.04.2020

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Konsumgüterhersteller setzen auf ökologisches Verpacken

Kreislaufwirtschaft und Plastikvermeidung im Fokus – Green Deal der EU stellt politische Weichen
In Ausnahmesituationen, wie der durch das neuartige Corona-Virus verursachten globalen Krise, steht für die Konsumgüterindustrie und ihre Handelspartner die sichere Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs an erster Stelle. Verpackungen leisten in diesem Punkt wichtige Aufgaben, indem sie die Produkte lager- und transportfähig machen und gegen Verunreinigung oder Verderb schützen.

 

Auf lange Sicht aber bleiben Umweltschutz und die Eindämmung der Erderwärmung die zentralen Zukunftsaufgaben, um die natürlichen Lebensgrundlagen für künftige Generationen zu bewahren. So soll auf EU-Ebene im Rahmen des sogenannten Green Deals in den Mitgliedsstaaten bis 2050 die Klimaneutralität erreicht sein. Zentraler Bestandteil der politischen Mammutaufgabe besteht darin, Stoffkreisläufe zu etablieren oder auszubauen – insbesondere bei Verpackungen. „Der neue Plan wird die Kreislaufwirtschaft zu einem zentralen Bestandteil unseres Lebens machen und den grünen Wandel unserer Wirtschaft beschleunigen“, sagte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius bei der Vorstellung des Aktionsplans im Februar.

 

Ambitionierte Ziele

Einen wichtigen Beitrag dazu leisten ökologische Verpackungslösungen. Neben der Vermeidung von Plastik steht eine hohe Recyclingfähigkeit im Zentrum der Verpackungsstrategien großer und mittelständischer Hersteller. So teilen etwa international tätige Konzerne wie Procter & Gamble oder Coca-Cola im Rahmen der 2019 gegründeten „Alliance to End Plastic Waste“ ihre Erfahrungen zur Verbesserung der Recyclingfähigkeit ihrer Verpackungen und investieren in Maßnahmen gegen die Umweltverschmutzung durch Kunststoffabfälle. Gleichzeitig setzen sich diese und andere Unternehmen ambitionierte Ziele, um die absolute Menge des eingesetzten Kunststoffs zu reduzieren oder mehr recyceltes Material einzusetzen. Der britisch-niederländische Konzern Unilever etwa sagt, man wolle künftig „besseres, weniger oder kein Plastik“ für Verpackungen verwenden.

 

Plastikvermeidung ist jedoch mit großen Herausforderungen verbunden. Für viele Einsatzzwecke haben Kunststoffe aufgrund ihrer funktionellen Eigenschaften und ihres niedrigen Preises eine dominante Stellung eingenommen – man denke nur an Becher, Beutel, oder Blister-Verpackungen. Dennoch gibt es erhebliches Potenzial für den Ersatz von Kunststoff durch Alternativen wie faserbasierte Verpackungsmaterialien.

 

Am Beispiel Wellpappe hat die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung errechnet, dass über 20 Prozent der für Verpackungen eingesetzten Plastikmenge durch Wellpappe ersetzt werden könnte. Neben der Ermittlung der relevanten Zahlen lieferten die Studienautoren die entsprechenden Verpackungsbeispiele gleich mit, wie der Verband der Wellpappen-Industrie (VDW) auf seiner Website dokumentiert. Das Spektrum der von der GVM aufgezeigten Substitutionsmöglichkeiten reicht von Tragegriffen für Sixpack-Flaschengebinden über Obstschälchen bis zu Einkaufskisten, die Plastiktüten ersetzen.

 

Etablierte Stoffkreisläufe

Für den verstärkten Einsatz von Wellpappenverpackungen spricht insbesondere der seit vielen Jahrzehnten etablierte Stoffkreislauf auf Basis nachwachsender pflanzlicher Rohstoffe. Weiterer ökologischer Pluspunkt ist die biologische Abbaubarkeit des Materials. Anders verhält es sich bei Plastik, das, einmal in Gewässer oder Umwelt gelangt, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte als Umweltbelastung überdauert.

 

Ein Großteil der Plastikreduzierung ergibt sich aus kombinierten Lösungen. Ein Beispiel ist das Prinzip „Bag-in Box“, das für flüssige Produkte wie Getränke schon seit Jahren bekannt ist und durch den Trend zu mehr Recycling und weniger Plastik neue Aktualität bekommt. So entdecken auch Wasch- und Reinigungsmittelhersteller diese Verpackungsvariante als interessante Möglichkeit, um Kunststoff bei Flüssigprodukten zu sparen. Die stabilen Wellpappkisten mit einem dünnen Kunststoffbeutel im Inneren ersetzen beispielsweise beim Ökoputzmittelhersteller Sodasan seit kurzem die bis dato verwendeten Kunststoffflaschen. „Durch diese Umstellung werden der Umwelt pro Jahr mindestens 6,4 Tonnen Plastikmüll erspart“, sagt der Hersteller zum Umwelteffekt.

 

Auch die Eigenmarken des Handels treiben in führender Rolle die Neuorientierung beim Verpacken voran. Marcela Nitschke, Corporate Responsibility Manager bei ALDI Nord, verwies im vergangenen Jahr bei einer Podiumsdiskussion auf der Ernährungsmesse Anuga darauf, dass bereits im Jahr 2022 sämtliche Eigenmarken-Verpackungen recyclingfähig sein werden und papierbasierte Verpackungen beim Erreichen dieses Ziels eine zentrale Rolle spielen werden. „Bei der Wahl von Verpackungsmaterialien ist Wellpappe für uns nicht wegzudenken, da sie aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird und eine günstige CO2-Bilanz hat.“ Ähnlich äußert sich EDEKA. Dem Unternehmen geht es vor allem „um den sinnvollen Einsatz von Verpackungen. Hier achten wir darauf, dass diese unter anderem aus ökologisch vorteilhaften Rohstoffen hergestellt oder recyclinggerecht gestaltet sind“ – Kriterien, die Wellpappenverpackungen beispielhaft erfüllen.

 

Die GVM-Studie „Potenziale der Substitution von Kunststoffverpackungen durch Verpackungslösungen aus Wellpappe“ ist auf der Website des VDW herunterzuladen.

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