Zwischenruf von Dr. Oliver Wolfrum, Geschäftsführer des Verbandes der Wellpappen-Industrie
Keine Frage – Verpackungen haben es derzeit schwer. Plastik im Meer, Recyclinglüge bei Kunststoffverpackungen und zuletzt sogar angebliche Abfallberge durch den E-Commerce. Viele Medienbeiträge entwerfen ein Bild, nach dem uns allen der Müll bis zum Hals steht. Und auch wenn wir uns zumindest in Deutschland einer gut organisierten Abfallwirtschaft erfreuen und von vermeintlichen Müllbergen weit und breit nichts zu sehen ist, kann sich jeder, der über Verpackungen schimpft, maximaler Zustimmung in der Gesellschaft sicher sein.
Entsprechend naheliegend ist der Ruf von Verbraucherschützern und Politikern, Verpackungen zu reduzieren oder wenn möglich am besten ganz darauf zu verzichten. Betreiber von Unverpackt-Läden, die nach alter Väter Sitte Reis und Nudeln zum Abfüllen aus der Schütte anbieten, sind gern gesehene Talkshow-Gäste. Und auch Personen des öffentlichen Lebens wie dem Schauspieler Hannes Jaenicke bietet das Thema willkommene Gelegenheit, sich mit medial inszeniertem Verpackungs-Bashing als Umweltschützer zu profilieren.
Warum aber hört und liest man so wenig darüber, welche wertvollen Beiträge Verpackungen zu Lebensqualität, Gesundheit und Wohlstand leisten? Industrie und Handel sind nachvollziehbarerweise bestrebt, den Anti-Verpackungstrend aufzugreifen und sich als ökologische Vorreiter zu positionieren. Mein Appell aber lautet: Bitte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Das heißt, nicht auf Kosten von Verbrauchersicherheit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit die Verpackung zu reduzieren und damit Schäden, Verunreinigungen und Verderb von Produkten in Kauf zu nehmen.
Der Verband der Wellpappen-Industrie hatte vor einigen Jahren untersuchen lassen, welche Folgen unzureichende Verpackungen allein in der Logistikkette des Lebensmitteleinzelhandels hatte. Danach kam es durch nicht ausreichend stabile Transportverpackungen zu Schäden im dreistelligen Millionenbereich. Das Motiv für den Einsatz ungeeigneter Minimal-Verpackung lag wohl eher in falsch verstandener Sparsamkeit als im Wunsch, etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Lebensmittel, die vernichtet werden, sind jedenfalls weder wirtschaftlich noch ökologisch wünschenswert. Eine Folge-Befragung hatte jüngst ergeben, dass dieses Problem deutlich abgenommen hat. Es wird also wieder besser verpackt – mit leistungsfähigen Transportverpackungen aus Wellpappe.
Die Entwicklungsabteilungen unserer Unternehmen arbeiten konstant an technischen Lösungen, um mit weniger Material gleiche oder bessere Leistungswerte der Verpackungen zu erzielen. Ein Beleg dafür ist das seit Jahren gesunkene durchschnittliche Flächengewicht der eingesetzten Sorten. Nicht nur weniger Material, sondern vor allem weniger verschiedenartiges Material bringt wirklichen ökologischen Fortschritt. So haben verschiedene Einreichungen bei unserem Branchenwettbewerb, dem Innovationspreis Wellpappe 2018, gezeigt, wie durch intelligente Wellpappen-Inneneinrichtungen auf Füllmaterial aus Folien oder Schaumstoff verzichtet werden kann (siehe auch Beitrag „Zukunftsgerecht polstern“ in diesem Wellpappe Report).
In der Förderung wirklich effizienter Stoffkreisläufe, wie sie die Wellpappenindustrie seit Jahrzehnten praktiziert, scheint mir der Königsweg für den künftigen Umgang mit Verpackungen zu liegen. Weitgehender Verzicht auf Verpackungen wird wohl auch in Zukunft nur auf wenige Sortimentsbereiche beschränkt bleiben. Bleibt zu wünschen, dass Ihre Unverpac